Bilderbuchleben?


Was dich von deinem Glück trennt, ist nur ein Bild.

Trauma
In unserem Kopf haben sich erlebte, vererbte oder gefürchtete Gefahrensituationen als Angstbilder festgesetzt. Da sie uns einmal oder über lange Zeit hinweg wirklich das Leben bedroht haben, haben sie sich eingebrannt und so lassen wir sie verständlicherweise nicht einfach ohne Weiteres wieder los. Doch es sind diese alten, starren Bilder in uns, die sich wie Mauern zwischen uns und das Leben, unser Gegenüber stellen und verhindern, dass wir sie als das sehen, was sie sind. Sie verhindern, dass wir in Kontakt mit dem Leben kommen. Sie verhindern unsere Entfaltung, unser Erblühen, kurz: Die Fülle des Lebens. 

Bildung
Was Trauma an Bildungslücken oder eher Bilder-Lücken nicht füllen konnte, das holt die sogenannte Erziehung und Bildung nach. Hier wird uns das Leben erklärt. Auch diese Bilder brennen sich - u.a. durch ewige Wiederholung und Zuckerbrot und Peitsche - in unseren Köpfen ein. Sie blockieren und behindern noch den letzten Rest von Kontakt, Lebendigkeit, Saftigkeit, der trotz Trauma vielleicht noch möglich gewesen wäre.

 

So beladen gehen wir dann in die Welt hinaus - und müssen Fremde bleiben.
Wir finden den Draht zum echten Leben immer weniger, je ge-/bebilde(r)ter wir sind. Nur in der künstlichen, gelernten Welt können wir uns bewegen und orientieren und mit anderen Menschen, die auch Bilder haben, über diese Bilder austauschen. Wir können quasi innerhalb unserer Museumssammlungen 'kreativ' sein, können zwei Bilder zu einem 'neuen' vereinen, oder Teile von Bildern nehmen und daraus wieder Bilder machen.

Aber irgendetwas fehlt. 

Früher oder später stellen wir fest, dass uns die Kraft ausgeht.
Wo gibt es hier frische Luft und Sonnenlicht?
Wo bleibt unser Saft?
Wo sind unsere Visionen hin? 
Sie lassen sich aus unseren Sammlungen einfach nicht zusammensetzen.


Wir gingen in die Welt hinaus - aber nicht mit leeren Händen. Das war das Problem. Wie sollen wir die Welt empfangen, wie ihr begegnen, wenn wir doch schon so voll sind? Wie sollen wir das Leben kennenlernen, wenn wir doch schon wissen, wie es ist? 

 

Wir haben Augen, aber wir sehen nicht.
Heisst: Wir empfangen nicht, sondern schicken unsere eigenen Bilder in die Welt hinaus, stülpen sie ihr über.
 

Das Leben möchte uns zwar weiterhin berühren und beschenken, doch was es uns bringt, sehen wir erst gar nicht, weil wir es besser wissen, oder wir interpretieren es auf dem Hintergrund unserer Angstbilder und wehren es ab. 

So voll sind wir also und gehen doch bald leer aus.
Und geben können wir auch nichts, wir Erbärmlichen, alles verdunstet in der Wüste der Künstlichkeit, die wir über alles drübergelegt haben.

Medien und Konsum

Dann suchen wir uns natürlich Abhilfe für unsere Not – doch da wir bereits so weit abgeschnitten und isoliert sind, ist es unwahrscheinlich, dass wir überhaupt noch in einen echten, nährenden Kontakt mit einem Menschen finden, was unser Leid schnell lindern würde. Nein, lieber erstmal ablenken, etwas konsumieren, das ist immer noch am ungefährlichsten, denn da muss ich mich nicht zeigen, nicht wirklich in Kontakt gehen, und kriege trotzdem was. Super Geschäft.

Ohne es zu merken, hat uns die Medien- und Konsumwelt längst fest im Griff. Sie bombardiert uns regelrecht mit Bildern, damit ja keine Lücke entsteht, wo Licht und Frischluft reinkommen könnte. Über Werbung, Kampagnen, Geschichten, Bücher, Filme, Videos, Radio, Social Media prasselt non stop die ewig gleiche Repetition von Bildern auf uns ein, was sicherstellt, dass unser Bilderkartenhaus nicht anfängt zu wanken. Nur mit der täglichen Ration an Bildmaterial ist sichergestellt, dass unsere alten Bilder nicht ihren Bann verlieren.

 

Das Leben wiederfinden

Die Umkehr? Wir müssen unsere Bilder loswerden; inneren Raum schaffen.

Der erste Schritt ist einfach und schnell umgesetzt: Möglichst radikaler Verzicht auf Medien und Konsum. Schon nach wenigen Tagen Abstinenz findet die Wahrheit und das Leben wieder Wege, zu uns zu gelangen.

Im Fall von Trauma und Bildung geht es darum, unsere Identifikation mit den Bildern loszulassen. Denn nicht diese Bilder an sich sind das Problem; auch nicht ob es gute oder schlechte Bilder sind - mit falschen Bildern identifiziert sein ist im Grunde ähnlich tödlich wie mit 'richtigen'. Was uns starr und tot macht, ist unsere Identifikation, unser Festhalten. Wir machen aus dem ewig fliessenden Leben ein Standbild. Und dann wundern wir uns warum es schal wird.

 

Was vonnöten ist, ist geistige Flexibilität. Wir brauchen eine gewisse Fähigkeit, uns mit dem gesammelten Wissen nicht zu identifizieren sondern es gewissermassen auch auf die Seite stellen zu können und dem Leben immer wieder neu und unvoreingenommen zu begegnen. Weil in allem ist ja alles drin und noch viel mehr als wir schon wissen. Und dieses 'viel mehr' können wir nur entdecken, wenn genug Raum in uns frei ist. Mit Leere dem Leben zu begegnen würde einen am meisten lehren – und die Fülle schenken, nach der uns dürstet. Das wäre dann lebendiges Wissen und wahrhaftiges Leben. Wer aber schon voll ist kann nicht empfangen und auch nicht wahrhaftig leben.

  

 

Exodus 20,4: Du sollst dir kein Bildnis machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.


Matthäus 18,2: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Markus 10,5: Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.