Die Bilderflut aus Trauma, Bildung, Medien und Konsum und ihre Wirkung haben wir bereits im Teil I behandelt.
Als ob das nicht längst genug wäre, es kommen noch mehr Bilder hinzu. Und die machen wir uns sogar ganz selbst. Ich meine damit jene Produkte aus Bildern, die ich schon im ersten Teil
angesprochen hatte, 'neue' Bilder, zusammengeschustert aus Bildern aller vorangegangenen Kategorien:
Vorstellungen
Vermutlich sind es tatsächlich unsere Vorstellungen, die uns am meisten einengen. Wir stellen uns vor (zu wissen), wie etwas zu sein hat, wie etwas richtig ist und wie falsch, möglich und
unmöglich, wie etwas unbedingt werden muss, wie es ja nicht werden darf oder wie es beängstigenderweise vielleicht werden könnte. Und das tun wir eben aufgrund von allem, was wir so
'gelernt' haben aus traumatischer Erfahrung/Vererbung, Bildung, Medien.
Unsere Vorstellungen - Collagen aus schon vorhandenen, alten Bildern - machen, dass wir die echte, lebendige Welt im Hier und Jetzt gar nicht mehr sehen können. Wir sind mit Scheuklappen,
einem Bilderbrett oder noch treffender, mit unserer selbst-gefütterten Virtual Reality Brille vor den Augen unterwegs.
Und wenn uns etwas begegnet, das nicht in unsere Vorstellungen passt, dann wird es passend gemacht, es ist wirklich wortwörtlich so. Wir interpretieren es einfach so um, reframen es so, dass es
uns wieder ins Bild passt. Das ist eigentlich Gewalt; gegen die Schöpfung, gegen das Leben selbst.
Zuerst wurde uns Gewalt angetan, indem wir mit Bildern vollgepumpt wurden und dann tun wir unserem Umfeld, unserem Leben (ergo uns selbst) Gewalt an, weil wir alles auf Biegen und
Brechen in unsere gewohnten Bilder einpassen wollen. Aus Angst. Aus Zwang. Denn sonst könnte womöglich ja unsere alte, sichere, starre Bilderwelt ins Wanken geraten.
Vorstellungen sind das Gegenteil von Vertrauen. Das Gegenteil von Liebe. Das Gegenteil von Leben. Das Gegenteil von Wahrheit.
Wahrheit ist immer anders.
